Sara Van Avermaet, Bozen
Seit dem Abschluss meiner Oberschulzeit hat sich mein Alltag ziemlich verändert. Ich habe bereits vor der Matura entschieden, mich ein Jahr von Lehrbüchern und Theorie etwas zu entfernen und aktiv in das Berufsleben, in die Praxis einzutauchen. Mein Weg führte mich zum Weißen Kreuz, zuerst als Freiwillige Mitarbeiterin und seit Oktober 2020 als Zivildienstleistende in der Sektion Bozen.
Hier arbeite ich im Rettungsdienst und Krankentransport und habe täglich sehr viel mit Menschen verschiedenster Kulturen und Altersgruppen zu tun. Manchmal sind die Tage lang, 12-Stunden-Schichten geprägt von Krankheiten, Schicksalen und Lebens- aber auch Leidensgeschichten, viele Fahrten mit dem Krankenwagen von einer Klinik zur nächsten, und trotz allem bin ich stets von Dankbarkeit erfüllt.
Jeder Tag ist im Grunde eine Überraschung. Ich komme morgens zur Arbeit, wechsle von der Privatkleidung in die Dienstkleidung und tausche mich kurz mit den Arbeitskollegen und -kolleginnen aus. „Im Dienst“ gemeldet beginnt der Arbeitstag.
Meist besteht dieser darin, Patientinnen und Patienten zu Hause oder in deren Aufenthaltsort (z.B. einer Pflegeeinrichtung) abzuholen und zu einer Therapie, Dialyse oder zur medizinischen Visite zu bringen und dann auch wieder sicher zurück nach Hause. Vor allem in dieser Zeit passiert es immer häufiger, dass wir auch sog. „Covid-Transporte“ durchführen müssen. Dies bedeutet für uns Sanitäterinnen, unter erschwerten Bedingungen mit Schutzanzug, FFP2/3-Maske und Schutzbrillen oder Visier zu arbeiten, und das mit maximaler Aufmerksamkeit, Vorsicht und Genauigkeit.
Für mich ist der Zivildienst also nicht nur eine einjährige Arbeit, aber es ist für mich eine einzigartige und sehr wertvolle Lebenserfahrung in einem Sektor, der meinen Weg auch in Zukunft noch sehr oft kreuzen wird.
Am Maria-Hueber Gymnasium wurde mir sehr viel mit auf den Weg gegeben, was mich in meinem Alltag begleitet bzw. was ich jetzt in dieser Arbeitswelt viel stärker wahrnehme. Die Offenheit und den Respekt zu den verschiedenen Kulturen, denen ich tagtäglich begegne, die Stärke, mich als junge Frau durchzusetzen und zu beweisen, den Umgang mit Menschen und deren Schicksalen und vor allem mit Sicherheit durch den Tag zu gehen. Und noch so vieles mehr. Dafür danke ich!